Ein Interview mit Reinhard Koine,
Lehrer für Tai Chi und Körperarbeit
Wie würdest du dich mit wenigen Stichworten beschreiben?
ruhig - offen - freundlich - partnerschaftlich - aufmerksam - analytisch - verbindlich
Wie bist du zu Tai Chi gekommen?
Früher habe ich Leistungssport als Sprinter betrieben. Dann trat der Sport immer mehr hinter Beruf und Familie zurück. Mit Tai Chi habe ich 2002 begonnen, also mit 42 Jahren. Ich brauchte einfach etwas als körperlichen Ausgleich zu meinem Büroalltag. Doch schon bald erkannte ich, dass Tai Chi mehr ist als Ausgleichsgymnastik. Durch die Arbeit meines ersten Lehrers, den Arzt Konstantin Shynkaruk, lernte ich Tai Chi als etwas sehr Elementares, Grundlegendes und Umfassendes kennen. Und Tai Chi wurde für mich zu einer Leidenschaft.
Welche Einflüsse gibt es auf deinem Tai Chi-Weg?
Irgendwann kam der Punkt, an dem ich meine Entwicklung auf eine professionelle Basis stellen wollte. 2008 – 2013 habe ich am Institut für Bewegungspädagogik, Taijiquan und Körperarbeit (DALÜ) die Kursleiter- und Lehrerausbildung absolviert. Meinen Lehrern Sabine und Peter Wolfrum verdanke ich ein grundlegendes Verständnis von Tai Chi als Bewegungskunst, als Kampfkunst und als Lebenskunst. Zahlreiche Körper- und Energieübungen und verschiedene Tai Chi - Formen im Yangstil gehören nun zu meinem Übungs- und Unterrichtsrepertoire. Mein weiterer Tai Chi-Weg wird jetzt vor allem durch die Arbeit von Epi van de Pol beeinflusst. Dabei geht es um die Tai Chi-Prinzipien. Back to the roots.
Welche praktischen Erfahrungen hast du als Tai Chi-Lehrer?
Seit 2012 unterrichte ich nebenberuflich Tai Chi in meinem heimatlichen Sportverein in Aegidienberg. Es ist für mich eine große Bereicherung zu erleben, wie in drei Gruppen langjährig die Arbeit mit Tai Chi erfolgreich gestaltet werden kann. Ich habe gerne dazu beigetragen, Tai Chi als Bestandteil eines lokalen Bewegungsangebots fest zu etablieren.
Jetzt hast du deine Tätigkeit im Hauptberuf beendet, um ganz als Tai Chi-Lehrer zu arbeiten?
Ja, Anfang 2017 habe ich mich als Tai Chi-Lehrer selbständig gemacht. Den Fluss der Energien einfach zulassen, wenn die Zeit gekommen ist. Tai Chi als Lebenskunst, das ist die Basis für meinen Schritt in die Selbständigkeit.
Vom ursprünglichen Grundberuf her bin ich Architekt und bis Ende 2016 in verschiedenen Bundesministerien und zuletzt langjährig in der Zentrale der Deutschen Post in Bonn tätig gewesen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit sind für meine Arbeit als Tai Chi-Lehrer sehr hilfreich. Die Arbeitswelt in privaten und öffentlichen Verwaltungen, die wachsenden Anforderungen an die einzelnen Mitarbeiter und die Organisationsstrukturen sind mir vertraut. Auch der Spagat zwischen Familie, Beruf und eigenen Bedürfnissen ist mir als Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern ein Begriff. Daher kann ich mich gut in die Menschen, ihre Arbeitssituationen und daraus resultierende Bedürfnisse hineinfühlen.
Was ist deine Grundmotivation, um als Tai Chi-Lehrer zu arbeiten?
Wie schon gesagt unterrichte ich bereits seit vielen Jahren nebenberuflich Tai Chi im Sportverein. Diese Arbeit macht mir sehr viel Freude und ich bin davon überzeugt, dass Tai Chi in unserer modernen Welt einen echten Mehrwert für die einzelnen Menschen, aber auch für Verwaltungen und Unternehmen stiften kann. Mit taicura werde ich meine Arbeit mit Tai Chi auf weitere Handlungsfelder ausweiten – z.B. auf Präventionskurse im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Ich arbeite sehr gerne mit Menschen jeder Altersklasse. Mein Lehrer-Verständnis ist davon geprägt, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen und Tai Chi in Verbindung mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, Fragestellungen und Situationen lebendig werden zu lassen.
(Das Interview führte Heidemarie Koine, Geschäftsführerin taicura, im Juli 2017)